Unser konzert in der Jesus-Christus-Kirche Dahlem

 

programm
„Hallelujah Junction“ - bei diesem Konzert werden geistliche und weltliche, alte und zeitgenössische, bekannte und in Deutschland noch nie gespielte Stücke für vier Hände und zwei Klaviere zu einem stimmungsvollen und kurzweiligen Programm vereint. Am Anfang des Konzertes erklingen die barocken Choräle von J. S. Bach und danach eines der beliebtesten Werke für zwei Klaviere aus der spätromantischen Epoche - die Suite Nr. 1 von S. Rachmaninoff. Nach der Pause hören Sie Stücke von drei zeitgenössischen US-Amerikanischen Komponisten P. Glass, D. Lang und J. Adams, die allesamt berühmte Vertreter der „minimalistischen“ Musikrichtung sind.
J. S. Bach - G Kurtág: Sieben Choräle
Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (BWV 106)
Nun komm’ der Heiden Heiland (BWV 599)
Herr Christ, der ein’ge Gottes-Sohn (BWV 601)
Gott, durch deine Güte (BWV 600)
Das alte Jahr vergangen ist (BWV 614)
Dies sind die heil’gen zehn Gebot’ (BWV 635)
Alle Menschen müssen sterben (BWV 643)

György Kurtág (*1926), einer der bekanntesten ungarischen Komponisten, transkribierte etliche berühmte Choräle von J. S. Bach für ein Klavier zu vier Händen oder für zwei Klaviere. All diese Bearbeitungen sind sehr zurückhaltend, respektvoll und bleiben nah am Original. Ursprünglich waren sie nur für den eigenen Gebrauch gedacht - zum gemeinsamen Musizieren mit seiner Frau Márta. Später jedoch spielte das Ehepaar die Choräle neben den eigenen Werken von G. Kurtág auch bei öffentlichen Konzerten.
S. Rachmaninoff: Suite Nr. 1 op. 5 (Fantaisie-tableaux)
Sergei Rachmaninoff (1873 - 1943 ) schrieb die Suite Nr. 1 im Jahr 1893. In einem Brief an seine Cousine Sofia Satin gab er an, dass die vier Stücke „eine Folge musikalischer Bilder“ seien, inspiriert von verschiedenen Gedichten. Nachfolgend die englischen Übersetzungen:

1. Barcarolle (Lermontov)
O cool evening wave
Lap gently under the oars of the gondola
… that song again! and again the sound of the guitar!
… in the distance, now melancholy, now happy,
Was heard the sound of the old barcarolle:
„The gondola glides through the water,
And time flies through love;
The waters become smooth again
And passion will rise no more.“

2. Night… Love… (Byron)
It is the hour when from the boughs
The nightingale’s high note is heard;
It is the hour when lovers’ vows
Seem sweet in every whisper’d word;
And gentle winds, and waters near,
Make music to the lonely ear.

3. Tears (Tyutchev)
Human tears, O human tears!
You flow both early and late -
You flow unknown, you flow unseen
Inexhaustible, innumerable,-
You flow like torrents of rain
In the depths of an autumn night.

4. Easter (Khomyakov)
The mighty peal rang out over the earth,
And all the air, moaning, shuddered and groaned.
Melodious, silver thunderings
Told the news of the holy triumph.
Ph. Glass: Four Movements for two pianos
Philip Glass (*1937) komponierte die „Four Movements“ im Auftrag des Klavierfestivals Ruhr im Jahr 2008. Das Stück kann man den eher „klassischen“ Werken des Komponisten zuordnen. Seine wichtigsten kompositorischen Merkmale wie treibende Rhythmen, Arpeggios, Wiederholungen sind auch hier vorhanden. Die Harmonie und die Textur sind aber vergleichsweise reicher, Melodien und kleine Motive spielen eine größere Rolle. Sehr breit ist die Skala der Stimmungen: von ruhig bis rauschhaft, von tieftraurig bis ausgelassen.
D. Lang: Gravity
David Lang (*1957) zu seinem Stück „gravity“: „Mein erster Gedanke war, dass ich sicherstellen wollte, alle vier Hände zu benötigen. Ich schrieb ein kleines Muster von Noten, die konstant von der höchsten bis zu der tiefsten Lage des Klaviers fallen. In der mittleren Lage schrieb ich dann eine leise Melodie. Die Noten fallen langsam, aber sie fallen. Manchmal hört das Fallen auf, aber es ist unmöglich, dieses Fallen für immer zu stoppen.“
J. Adams: Hallelujah Junction
John Adams (*1947): „Hallelujah Junction ist ein kleiner Rastplatz an der Highway 49 in Sierra Nevada, wo ich ein kleines Häuschen besitze. Jahrelang fuhr ich daran vorbei und überlegte, welche Art von Musik denn zu diesem Titel „Hallelujah Junction“ passen würde. Es war ja ein richtig guter Name, der ein Stück benötigte. Schließlich entschied ich mich für zwei Klaviere.
Die Kombination von zwei Klavieren hat mich lange interessiert, weil sie die Möglichkeit bietet, ähnliches oder gar gleiches Material mit einer kleinen Verzögerung zu spielen und so eine Art von geplanter Resonanz zu schaffen (…). Die brillanten Attacken, klangvolle 10-Finger Akkorde ermöglichen das Erschaffen eines ekstatischen Kontinuums, welches mit keinem anderen Instrument erreicht werden kann.
Ich beginne mit „_lle-lu-jah“ (hebräisches Wort), einem dreisilbigen Ausruf, welcher zwischen den beiden Klavieren hin und her springt, bis es von ruhigeren Sechzehnteln abgelöst wird. Die Harmonie ist tonal und bleibt ausschließlich bei den B-Tonarten des Quintenzirkels.
Den weitläufigen Sechszehnteln folgen trockene „secco“ Akkorde, die die musikalische Oberfläche wie Karate-Schläge durchlöchern. Danach kommt der ruhige Mittelteil, wo das dreisilbige „_lle-lu-jah“ Motiv leicht verändert und mit einem leisen Gewebe aus Triolen ergänzt wird. Diese Triolen werden dann immer präsenter und wichtiger, während die Spannung steigt und zum finalen Teil führt. Hier benutze ich den akustisch identischen Klang der zwei Klaviere, um ständige Rhythmus-Wechsel zu kreieren (ist es in zwei, oder in drei?). Diese Takt-Mehrdeutigkeit verursacht eine taumelige Unsicherheit, die von kräftigen Clustern noch verstärkt wird.
Die finalen Takte von „Hallelujah Junction“ feiern die ganzen lautmalerischen Möglichkeiten des Titels. Wir hören nun alle vier „Hallelujah“ Silben sowie den Zusammenfluss („Junction“) der beiden - mittlerweile wohl wahnsinnig gewordenen („crazed“) - Pianisten (…).